Geselliger Abend auf gute Nachbarschaft

05.08.2008

Offenbach Post

Brühl-Begegnungsfest der Gemeinden: Zugezogene und Alteingesessene treffen sich bei Musik und einem Schoppen
Egelsbach (jb) - Zugezogenen und Alteingesessenen bei einem Schoppen in gemütlicher Atmosphäre die Möglichkeit zum Kennenlernen geben - das ist die Idee zum Begegnungsfest, das am Samstagabend im Baugebiet Brühl über die Bühne ging. Ausgedacht haben es sich die evangelische und die katholische Kirchengemeinde im guten Gefühl, dass zwei Jahre nach dem ersten Spatenstich ein geselliger Brückenschlag nichts schaden kann.
"Wir wollten bewusst aus den Kirchen heraus", erklärt der für die Logistik zuständige Mitorganisator Jürgen Rode. "Wir wollten mitten rein ins Geschehen und signalisieren: Wir sind hier - kommt und feiert mit uns." Los geht’s mit einem Gottesdienst unter freiem Himmel auf der größten Brühl-Kreuzung. In der Predigt geht der evangelische Pfarrer Martin Diehl auf das Gleichnis vom Hausbau ein und stellt klar: "In Egelsbach baut man nicht auf Sand, denn hier findet man alles, was man zum Wohlfühlen braucht." Dem Gottesdienst folgt der gesellige Teil, der sich auf fünf "Straßenwirtschaften" an Häusern im Baugebiet verteilt. Die Organisatoren haben im Verbund mit den gastgebenden Familien Tische, Bänke, Kühltruhen und Getränke bereitgestellt, zudem erwartet die Besucher an jeder Station Musik.
Eine ist der Hof von Dagmar Böhmer und ihrer Familie. Die 40-Jährige arbeitet seit rund zehn Jahren als Gemeindereferentin in der katholischen Kirche Egelsbach, seit einem Jahr wohnt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern nun auch dort und fühlt sich pudelwohl: "Die Kinder können hier auf der Straße spielen und man trifft viele nette Leute vor der Tür. Die Lebensqualität hier ist sehr hoch", resümiert die ehemalige Erzhäuserin. Für die Musik vor ihrer Haustür sorgt das Egelsbacher Vocalensemble "O-Ton". Kein Wunder, ist Ehemann Wigbert doch Mitglied der Riege, die sich auf A-cappella-Gesang in Comedian-Harmonists-Manier spezialisiert hat. Ebenfalls zu den Gastgebern zählt die Vorsitzende der Gemeindevertretung, Claudia Berck, an deren Haus sich die "alten Kerbsänger" mächtig ins Zeug legen.
Damit die Besucher an möglichst allen Stationen Halt machen, haben die Veranstalter eine im wahrsten Sinne des Wortes leuchtende Idee. "Neben unterschiedlicher Musik gibt es an jeder Station Leuchtarmbänder in einer anderen Farbe", sagt Rode. "Toll wäre es, wenn am Ende jeder alle Farben trägt." Die Musikdarbietungen sind extra zu unterschiedlichen Zeiten angesetzt, damit es möglich ist, sich alle Auftritte zu gönnen. Während der Kinder- und Junge Chor von St. Josef zwei Auftritte im "Biergarten" der Familie Sauer hinlegt, erklingen Schweizer Alphornmelodien am Haus von Gaby Melk. Der Musiker ist nicht aus den Alpen eingeflogen worden, es ist Melks Ehemann Klaus Seib. Sohn Stefan steuert Keyboard-Klänge und Gesang bei.
Und was meinen die Besucher? "Wir sind aus Frankfurt-Stadtmitte hierhergezogen", sagt Peter Spieß. "Bei uns vor der Haustür gab es auch große Feste, aber hier ist die Atmosphäre besonders nachbarschaftlich." Sabine Krieg und Dieter Gerbracht sind mit Sohn Tim-Michael vor einem Jahr von Langen ins Brühl gezogen und finden’s ebenfalls super dort: "Wir hatten eine ganz tolle Aufnahme hier und haben uns gleich willkommen gefühlt", erzählt Sabine Krieg. "Die Nachbarn kennt man bereits, die Kinder spielen zusammen und so kommt man automatisch ins Gespräch. Man tauscht sich aus, über Neuigkeiten genauso wie über Bodenbeläge", lacht die 38-Jährige. Egelsbach an sich finden die beiden nicht sonderlich attraktiv, aber das machten die Einwohner wett - "hässlich aber herzlich", so Gerbracht schmunzelnd.
Hannelore Werner, die mit Ehemann Klaus vom anderen Ende des Orts ins Brühl gekommen ist, treibt derweil eine ganz andere Überlegung um: "So etwas könnte man auch mal in Bayerseich organisieren."
Obwohl die Brühl-Party von Regenschauern verschont bleibt, sind letztlich nur rund 150 Leute dabei - "weniger als erhofft", wie Pfarrer Martin Diehl einräumt. "Ein Grund sind sicher die vielen Veranstaltungen in der Nachbarschaft, was manche Gäste auch als recht unglücklich moniert haben." Eine interessante Beobachtung machte Diehl ebenfalls: "Vier von fünf Besuchern heute waren ,alte‘ Egelsbacher. Auch viele Neu-Brühler, deren Kinder in den vergangenen Monaten getauft worden sind, habe ich gesehen - ganz fremde Gesichter allerdings nur sehr wenige."

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